Stillschwierigkeiten sind ganz normal und natürlich! Es kann auch sein, dass du deinen Stillweg ganz ohne eine einzige Schwierigkeit meisterst. Egal wie, meistens gibt es für Stillprobleme eine Lösung und das Stillen wird wieder so, dass es für Mutter und Kind angenehm ist. Stillen ist nicht immer einfach – aber es ist es wert!
Warum stillen Mütter häufig zu früh ab?
Milchstau
Was kann ich tun, um einen Milchstau zu lösen?
Wunde Brustwarzen (Mamillen)
Was kann ich tun bei wunden Brustwarzen?
Zu wenig Milch
Wie kann ich die Milchproduktion anregen?
Zu viel Milch
Stillen ist gut. Stillen ist günstig. Stillen ist natürlich. Das bedeutet aber nicht, dass Stillen immer einfach ist. Stillen ist keine Intuition. Stillen ist auch kein Reflex. Stillen ist ein sozial erlernter Prozess. Stillen kann herausfordernd und anstrengend sein – aber es lohnt sich. Stillen reduziert die Anzahl von Infekten im Säuglingsalter um 40-70%.¹ Gestillte Kinder sind intelligenter, leiden deutlich weniger an Adipositas und haben eine stärkere Kau- und Sprechmuskulatur. Auch für die Mutter hat Stillen viele Vorteile. Die Gebärmutter bildet sich deutlich schneller zurück und das Risiko für Gebärmutterhalskrebs und Brustkrebs sinkt. Stillen hat noch viele weitere Vorteile für Mutter und Kind und Formulanahrung wird niemals den Standard von Muttermilch erreichen, egal wie gut ihr Marketing auch sein wird.
Trotzdem ist Stillen, wie gesagt, nicht so easy.
Jede dritte Mutter stillt innerhalb der ersten 4 Monate ab² Laut RKI stillen nur 12,5% der Mütter ausschließlich bis zum 6. Monat.³
Warum stillen Mütter häufig zu früh ab?
Ein Hauptproblem ist in meinen Augen die fehlende Unterstützung für Frauen. Auf meinem Instagram Kanal Herzundmilch können sich über 16k Frauen und Mütter austauschen. Es stellt sich immer mehr heraus, ihnen fehlt Unterstützung sowohl in den Bereichen Haushalt, Arbeit und Schlaf, als auch beim Stillen an sich.
Oftmals wird das Stillen aufgegeben, da es das vermeintliche Problem von Allem ist. Die Mutter ist so abhängig vom Kind, die Beziehung zum Partner kriselt, der ständige Schlafmangel kratzt an den Nerven. Schuld ist angeblich: das Stillen. In Wirklichkeit drückt der Schuh aber ganz woanders. Das wird dann spätestens nach dem Abstillen bewusst.
Durch gute und gezielte Aufklärung zum Thema Stillen, könnte ein verfrühtes Abstillen verhindert werden. Und mit guter Aufklärung meine ich nicht, die Vorteile des Stillens aufzuzählen. Vielmehr sollen Frauen darin unterstützt werden, Stillen in ihren Alltag zu integrieren, so wie es für sie passt.
Natürlich kann es auch zu Stillproblemen kommen, die das Stillen vor allem in den ersten Wochen unangenehm machen und zu einem frühen Abstillen führen können.
In folgendem Artikel sind vier der häufigsten Stillprobleme beschrieben und Lösungsansätze erläutert. Bitte denkt daran: Es gibt den Beruf der Stillberaterin, die genau dazu da ist, um bei Stillproblemen zu unterstützen. Da der Begriff Stillberaterin nicht geschützt ist, achtet hier auch auf die Qualifikation (z.B. EISL, IBCLC, LLL etc.).
Stillproblem: Milchstau
Ein Milchstau kommt häufig in den ersten vier bis sechs Wochen vor. Die Milchproduktion muss sich erst noch einpendeln. Das bedeutet die Brust muss „lernen“, wie viel Milch das Baby tatsächlich braucht. Wenn die Brust nicht häufig genug oder nicht gründlich genug entleert wird, kann es zu einem Milchstau kommen. Auch ist der Stress, die ungewohnte Situation und die Umstellung zum Mamasein vor allem im Wochenbett eine der häufigsten Ursachen für den Milchstau.
Was kann ich tun, um einen Milchstau zu lösen?
Die erste Maßnahme ist es, den Stress rauszunehmen. Wer kann dich wann unterstützen? Kuschel dich so viel wie möglich mit dem Baby ins Bett. Und bleib gerne den ganzen Tag liegen. Genauso wichtig, wie das Ausruhen, ist häufiges Anlegen. Als Stilberaterinnen raten wir dazu, 8-12 Mal und mehr in 24 Stunden anzulegen. Ein Baby kann übrigens nicht zu viel gestillt werden. Wichtig ist, dass die gestaute Milch abfließen kann und dafür hilft nur Anlegen. Zusätzlich kann die Brust vor dem Anlegen gewärmt und nach dem Stillen gekühlt werden. Quarkwickel und Kohlblätter empfinden viele Mütter als hilfreich.
Sobald du dich fiebrig oder sehr erledigt fühlst, kontaktiere am besten eine Stillberaterin oder deine Hebamme. Ein Milchstau kann (muss aber nicht) in eine Mastitis (Brustentzündung) übergehen.
Wunde Brustwarzen (Mamillen)
Wunde Brustwarzen sind das häufigste Stillproblem. Der Markt bietet eine Vielzahl verschiedener Cremes und Salben, die angeblich helfen sollen. Doch diese Varietät zeigt: Eine Salbe kann nicht die Lösung sein. In der ersten Woche ist es ganz normal, dass deine Mamillen etwas schmerzen, wenn du dein Baby anlegst. Sie müssen sich jetzt erst einmal daran gewöhnen, dass nun ein kleines Wesen daran saugt. Danach sollte aber das Stillen keine Schmerzen bereiten. Je nach Zyklus können deine Mamillen auch wieder etwas empfindlicher werden.
Was kann ich tun bei wunden Brustwarzen?
Das A und O bei wunden Mamillen ist ein korrektes Anlegen. Das Baby sollte so viel Brust wie möglich im Mund haben. Hat das Baby zum Beispiel nur die Mamille im Mund, so „kaut“ es auf ihr herum und zieht daran, um an Milch zu gelangen. Ähnlich wie bei einem Strohhalm. Das ist schmerzhaft.
Hat das Baby die Brust korrekt im Mund, so saugt das Baby wesentlich weiter hinten und die Mamille ist sozusagen nur der Ausgang für die Milch und nicht der Strohhalm. Eine besonders geeignete Position, in der das Baby gut die gesamte Brust fassen kann, ist die intuitive Stillposition (halbliegend). Zur Vorbeugung von wunden Mamillen ist es ratsam, Luft an die Brust zu lassen und reibende BHs und Oberteile wegzulassen oder einen Wiener Donut zu verwenden. Auch eine Salbe mit Lanolin (Wollwachs) kann guttun.
Zu wenig Milch
Zu wenig Milch ist oftmals ein Problem, das eigentlich gar kein Problem ist. Sobald die Mütter verstanden haben, wie die Milchproduktion funktioniert, ist auch die Milchmenge kein Problem mehr. Die Milchproduktion funktioniert nach dem Prinzip Nachfrage und Angebot: Wird oft nachgefragt, wird auch viel produziert. Je häufiger du also dein Baby anlegst, desto mehr Milch produziert deine Brust. Natürlich ist es wichtig, dass die Brust auch gut entleert wird. Dafür ist wiederum korrektes Anlegen die Basis.
Wie kann ich die Milchproduktion anregen?
Anlegen, Anlegen, Anlegen. Mindestens 8-12x und mehr in 24 Stunden. Hier gilt das Motto viel hilft viel. Außerdem ist Hautkontakt super hilfreich, um die Milchproduktion anzukurbeln. Kuschel dich mit deinem Baby ins Bett, am besten nackt. Packe es in die Tragehilfe, badet zusammen. Wenn du das Gefühl hast, es hilft nicht weiter, kontaktiere eine Stillberaterin. Sie wird dir helfen einen Plan aufzustellen, um die Milchproduktion, gegebenenfalls, auch mit Pumpen, zu steigern.
Zu viel Milch
Genauso wie „zu wenig Milch“, kann auch „zu viel Milch“ sehr unangenehm sein. Das merkst du daran, dass die Brust ständig ausläuft, sich prall anfühlt und spannt. Auch beim Baby wirst du feststellen, dass es sich häufig an der Brust verschluckt, eventuell nur kurz trinkt oder den Kopf wegdreht. Auch diese Schwierigkeit kann meist leicht behoben werden.
Was kann ich tun bei zuviel Muttermilch?
Vor dem Anlegen kannst du bereits etwas Milch mit der Hand entleeren, damit der „erste Druck“ schon einmal raus ist. Auch während des Stillens kannst du etwas Milch, zum Beispiel in ein Tuch laufen lassen. Versuche, die Seite nicht allzu häufig zu wechseln, aber lege dein Baby trotzdem immer nach Bedarf an. Auch eine veränderte Stillposition kann Wunder wirken. Versuche gegen die Schwerkraft zu stillen, zum Beispiel in der intuitiven (zurückgelehnten) Position, im Hoppe-Reiter-Sitz oder im Liegen. Kontaktiere auch hier gerne eine Stillberaterin, sie wird dich unterstützen!
Milchstau, wunde Brustwarzen, zu viel oder zu wenige Muttermilch. All diese Stillschwierigkeiten sind ganz normal und natürlich! Es kann auch sein, dass du deinen Stillweg ganz ohne eine einzige Schwierigkeit meisterst.
Egal wie, meistens gibt es für Stillprobleme eine Lösung und das Stillen wird wieder so, dass es für Mutter und Kind angenehm ist. Stillen ist nicht immer einfach – aber es ist es wert!
Wie ist/ war dein Stillweg?
1 Schmidt, Nicola: Artgerecht. Das andere Babybuch. Kösel-Verlag, 2020, S. 109.
2 Gresens, Regine: Intuitives Stillen. Kösel-Verlag, 2016, S.11.
3RKI: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Adipositas_Monitoring/Vor_und_nach_Geburt/HTML_Themenblatt_Stillen.html(letzter Aufruf: 13.04.2023)
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